Blocherscher Höhenflug

Seit sechs Monaten amtiert Christoph Blocher nun als Bundesrat. Die Gratwanderung des Justizministers ist mit Händen zu greifen: Zwischen Kollegialitätsprinzip und eigener «Mission zum Wohl des Landes» bedient er sich gerne starker Symbolhandlungen und schreckt insbesondere nicht davor zurück, seine Überzeugung wirksam via Medien zu vermitteln.

Jüngster «Tatbeweis» war sein Höhenflug in Sachen «Sparen»: Anfangs Woche flog der Justizminister zusammen mit einer fünfköpfigen Verwaltungsdelegation des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) und einem Team des Schweizer Fernsehens zu einem Arbeitsbesuch nach Berlin. Nicht per Bundesratsflugzeug, wie dies andere Bundesräte zu tun pflegen. Nein, per Jumbolino; mit einem regulären Linienflug der Swiss also.

Damit sparte Christoph Blocher der Bundeskasse (und damit uns Steuerzahlern) 45 000 Franken. Die Kosten der Flugtickets beliefen sich für die gesamte EJPD-Delegation auf 5000 Franken. Ein Tageseinsatz der «Citation Excel» (so heisst das neue Bundesratsflugzeug) hätte sich mit stolzen 50 000 Franken zu Buche geschlagen.

Der Applaus war dem «animal politique» gewiss: Vom Fernsehen interviewte Flugpassagiere drückten ihre Bewunderung aus und lobten den Sparwillen des Regierungsmitglieds. «Endlich ein Bundesrat, der mit dem guten Beispiel vorangeht», lautet der Tenor. Der Offizielle sei ein «Minister zum Anfassen», hiess es weiter.

In der Tat: Christoph Blocher versteht es, sich als «Mann des Volkes» zu verkaufen und vor laufenden Kameras die Ärmel hochzukrempeln. Am liebsten präsentiert er sich als «Arbeitstier». Falls es seinem Image nützt, zieht er auch mal einen Trainer oder eine Küchenschürze an.

Sechs Monate nach Blochers Wahl in den Bundesrat darf man neidlos anerkennen: Der frühere Nationalrat versteht es nach wie vor, sich medienwirksam in Szene zu setzen. Dass ihn dabei seine heftigsten Kritiker, die Medien, unterstützen, ist Teil der blocherschen Strategie.

baz vom 2.7.2004