Sonntag, Januar 21, 2007

Berlins Visionen - Basels Baustellen

15 Jahre nach dem Fall der Mauer hat sich Berlin gewandelt. Zwar erkennt man vom Funkturm aus nach wie vor die Wunden der einst geteilten Metropole. Aber am Boden unten, in den Strassen und auf den Plätzen hat das 21. Jahrhundert Einzug gehalten: Moderne Glasbauten wurden realisiert, Bahnhöfe und Haltestellen sorgsam renoviert, Parkanlagen erweitert.

Das Regierungsviertel um den Reichstag wirkt modern und luftig. Das Innenministerium hinter dem Bellevue steht als Lehrbuchbeispiel für eine gelungene Doppelturm-Architektur. Auf dem Potsdamer Platz fühlt man sich an Manhattan erinnert. Der Pariser Platz wurde liebevoll herausgeputzt. Die Restaurant-Front vor dem Hotel Adlon lädt zum Verweilen ein.

Noch ist der Erneuerungsprozess an der Spree voll im Gang: Vergangene Woche wurde der alte Ostbahnhof abgerissen; er macht einer modernen Mehrzweckhalle Platz. Am Brandenburger Tor entsteht eine U-Bahn-Haltestelle. Neben dem Wahrzeichen wird am spektakulären «Denkmal für die ermordeten Juden Europas» gebaut.

Über Berlin schweben Erneuerungsgeist und Experimentierfreude. Viele der neuen Objekte sind gewagt, für das Auge gewöhnungsbedürftig. Mag sein, dass man als Fremder einzelne Bauten auf den ersten Blick als grössenwahnsinnig empfindet. Den Berlinerinnen und Berlinern indes sind die Veränderungen nicht in den Kopf gestiegen: Stolz erklären sie dem Besucher die neu entstandenen Silhouetten.

Und Basel? Auch am Rhein wird und wurde geplant und gearbeitet. Doch die Dynamik ist hier eine andere: In Basel streitet man über das Erlenmatt-Projekt, den Bahnhofplatz, den Messeplatz, den Aeschenplatz. Die überfällige Umgestaltung der Heuwaage ist am Volkswillen gescheitert. Der S-Bahn-Tunnel 2020 dürfte Wunschtraum bleiben.

Berlin hat Visionen, Basel braucht welche. Erforderlich wären ein lockerer Geist, Akzeptanz, Grosszügigkeit und Offenheit sowie der Wille zur Erneuerung. Für architekturinteressierte Bebbi ist Berlin stets eine Reise wert.

baz 28.7.2004

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