Samstag, März 24, 2007

Hunger und Armut in der Schweiz


Als ich heute im Migros-Restaurant zu Mittag ass, setzte sich eine jüngere Frau neben mich. Vor ihr ein Teller mit drei Brotscheiben (à 60 Rappen) und ein Glas Wasser. Ich wünschte Ihr einen guten Appetit. Weil ich offenbar komisch dreinblickte, bekräftigte die Sitznachbarin: "Ja, das isch mis Zmittag. Für meh längt s Gäld nid." Ich vor Schweinsgeschnetzeltem sweet-sour, sie vor trockenem Brot. Mir verschlug es die Sprache. Und der Appetit war auch dahin.

Die Begegnung erinnerte mich daran, dass es auch in der Schweiz noch Armut gibt. Falls mir die Frau nichts vorspielte.

Jawohl: Armut in der reichen Schweiz ist ein gesellschaftlicher Skandal. Die hohe Lebensqualität gilt nicht für alle. Jede siebte Person in der Schweiz kann die Existenz nicht aus eigener Kraft sichern. Armut wird in der Schweiz verschwiegen, übersehen, verharmlost. Entsprechend ist das allgemeine Wissen zum Thema bescheiden. Wer sind die Betroffenen? Was sind die Ursachen? Wie steht die Schweiz im internationalen Vergleich da?

Caritas hat zu dem Thema ein «Handbuch Armut in der Schweiz» verfasst. Das Werk bietet einen kompakten Überblick über das bestehende Wissen zum Thema. Verständliche Begriffsdefinitionen und anschauliche Darstellungen tragen dazu bei, dass die Mechanismen von Armut und sozialer Sicherheit auch über Fachkreise hinaus verstanden werden können. Das Handbuch zeigt Wege auf für eine Schweiz, die soziale Sicherheit für alle bietet. Das Handbuch Armut wird an den Hochschulen für Soziale Arbeit in Zürich und Luzern als Lehrbuch eingesetzt. Das Handbuch Armut erscheint im Frühjahr 2007 auch in französischer Sprache. (25.3.07)

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