Freitag, April 30, 2010

Was ist eigentlich Empathie genau?

Im Mediationskurs stand heute die Lektion "Empathie" auf dem Programm. Der Mediator soll den Medianten Empathie zeigen, sich in ihre Situation einfühlen. Im Rollenwechsel, dem Perspektivenwechsel, sollen sich auch die Medianten gegenseitig in ihre Positionen einzufühlen versuchen......... damit eine Lösung gefunden werden kann. Was ist eigentlich Empathie genau? Im Internet habe ich folgenden Text gefunden.

"Ob Sie gut kommunizieren können, als beliebt und sympathisch gelten oder erfolgreich sind, hängt wesentlich von einer Fähigkeit ab, die als Empathie bezeichnet wird. Noch nie gehört? Macht nichts, ich stelle sie Ihnen hier vor und zwar mit einigen Beispielen und Anwendungstechniken.

Empathie ist die Kunst, sich in andere Menschen hinein zu versetzen, deren Sichtweisen einzunehmen, ja sogar aus ihrer Perspektive die Welt wahrzunehmen. Was mir das bringt? Nun, meine eigene Wesensart und die Art, wie ich die Welt sehe, kenne ich ja. Wenn ich mir nun aber bewusst mache, dass das natürlich nur eine von unendlich vielen Betrachtungsweisen ist und, dass andere Menschen die Dinge gänzlich anders sehen - sonst wäre Evolution gar nicht möglich - dann ist es doch sinnvoll und übrigens auch höchst spannend, diese kennen und vielleicht sogar verstehen zu lernen, richtig?

Die meisten Menschen beziehen alles Erlebte jedoch sofort und ausschließlich auf sich, ordnen es in ihr Bewertungsschema ein und sind damit gefangen in der eigenen Realität. Ein Beispiel gefällig? Kein Problem. Hier ein Dialog, wie er in ähnlicher Form unzählige Male abläuft: „Wie war´s im Urlaub?“ „Oh, stellen Sie sich vor, ich war tagelang mit einer Infektion im Bett. Null Erholung. Da fahr ich nie mehr hin..!“ Antwort: „Kenn ich, ist mir mal in Kenia passiert, damals war meine ganze Familie eine Woche krank. Das kam so,….“

Jetzt folgt meist ein endloser Monolog, den natürlich kein Mensch interessiert, außer den Erzähler selbst. Die Kommunikation ist gestorben, mehr noch, der gerade aus dem Urlaub zurück Gekehrte ist sauer, dass man ihm und seinem Erlebten keine Beachtung schenkt.

Was er eigentlich hören wollte ist: „Oh, das tut mir aber leid, dass sie krank waren und sich gar nicht erholen konnten. Wie ist das denn passiert mit der Infektion?“ Durch diese Anteilnahme kommt man in die Erlebniswelt des anderen, lernt also etwas in dieser Form neues kennen, wirkt interessiert und sympathisch und lernt Empathie, also mit dem anderen mitzufühlen. So einfach ist das! Und doch so schwer…!

Einer der Kernsätze der Kommunikationslehre lautet: interessierte Menschen sind interessante Menschen. Gilt mein Interesse also überwiegend den Erlebnissen, Erkenntnissen und Sichtweisen der anderen, dann lerne ich laufend dazu, bleibe offen und neugierig, erreiche die Menschen schnell und bin immer willkommen.

Die Alternative: ich bleibe in meiner begrenzten Welt, lerne nichts dazu, denn das was ich mitzuteilen habe, kenne ich ja und interessiert meine Mitmenschen nur sehr bedingt. Auch wenn sie mir höflich zuhören…!" (Ende Zitat)

Montag, April 26, 2010

Traffic-Hilfe: Porno und Sex nützen der Statistik

Sex und Porno zählen auf google.com zu den am häufigsten gewählten Suchbegriffen. Kein Wunder, dass sich auch konventionelle Nachrichten-Websites diesen Magnet nicht entgehen lassen wollen. Am Wochenende haben die Zeitung "Sonntag" (Aarau) und das Netzwerk (Bern, Zürich, Basel) enthüllt, dass das Videoportal des Schweizer Fernsehens seine Nutzerzahlen mit Sex-Videos in die Höhe treibt. Nicht in der Rubrik Unterhaltung (das wäre zu auffällig), nein in der Rubrik Wissen (siehe Bild). Unter dem Deckmantel der "Filmzensur", der Gesundheitsvorsorge, der Moral oder der Wissenschaft werden unzweideutige Streifen, Bilder und Texte präsentiert. Die Wirkung bleibt nicht aus. Die entsprechenden Inhalte gehören auf dem Videoportal zu den Blockbustern.

Beim "Blick" kennt man das Rezept schon lange. Das Seite 3-Girl ist ein Verkaufsschlager. Und auf "Blick online" findet man "Liebe & Erotik" gar in der horizonalen Navigation: als selbständige Rubrik.

Selbst die gute alte Tante "NZZ" macht mit der Liebe Geschäfte. Dank einer Partnerschaft mit dem Partnerinstitut "Parship" wird der Gesamt-Traffic auf "NZZ online" künstlich gesteigert. Nicht mit seriösen Wirtschaftsmeldungen à la NZZ, sondern mit dem Reiz einer baldigen Beziehung.

swissinfo enthält sich solcher erotischer Methoden und macht den Traffic mit seriösen Inhalten, relvanten Analysen, attraktivem Multimedia-Mehrwert und Service. Mit dem Service Publik - Gedanken sind schlüpfrige Angebot nämlich nicht vereinbar. Und auf der arabischen Seite von swissinfo wäre zuviel nackte Haut gar eine Beleidigung der Leserinnen und Leser.

Sonntag, April 25, 2010

SCB: Schweizer Meister im eigenen Stadion

Die Zitterpartie hat sich gelohnt, der SCB hat vor eigenem Publikum mit einem 4:1 über Servette Genf den Meistertitel doch noch geholt. Die anschliessende Meisterfeier mit Freinacht in Bern war gerechtfertigt und ein Erlebnis. Bravo SCB, Bravo Bern.

Weshalb?

"Der SC Bern ist der richtige Meister. Nicht nur aus der Sicht der Berner. Sondern auch im Gesamtinteresse unseres Eishockeys. Für die Bedeutung einer Sportart, für die Vermarktung der gesamten Liga, für die Bedeutung in den gedruckten und elektronischen Medien ist es wichtig, dass von Zeit zu Zeit ein grosses, wichtiges, mächtiges und reiches Sportunternehmen die Meisterschaft gewinnt," schreibt Eishockey-Analytiker Klaus Zaugg.

Genau so ist es. Der Blick in die Geschichte belegt auch, weshalb der Meister-Sieg doppelt genossen wurde:Denn der SC Bern hat erstmals im Playoff-Zeitalter (seit 1985/86) den Titel vor eigenem Publikum geholt! Gut 17'000 Fans verfolgten die Entscheidung in der PostFinance-Arena. Der Verein hätte - gemäss Medienberichten - massiv mehr Tickets verkaufen können. Nach der Pokal-Übergabe verharrten Tausende im Stadion und feierten ausgelassen den Triumph ihres Teams. Auch in der Innenstadt wurden Fahnen geschwenkt und Freudengesänge angestimmt.

Die Behörden hatten schon im voraus dafür gesorgt, dass die Berner die Nacht zum Tag machen konnten. Die Gewerbepolizei hatte vorsorglich eine Freinacht für den Fall des Titelgewinns genehmigt.

Das Wochenende wird anstrengend für die SCB-Fans, denn bereits am heute Mittag werden die Feierlichkeiten mit einem Umzug von der Nydeggbrücke in der Altstadt auf den Bundesplatz fortgesetzt. Beim letzten Titelgewinn 2004 hatte der Siegeskorso in der Innenstadt gegen 40'000 Fans angezogen.

Dem bleibt nur noch beizufügen, dass wir den SC Bern mehrfach live beobachtet haben und dies auch in der nächsten Saison tun werden. Wir feiern mit.

Samstag, April 24, 2010

Wie sich Bundesräte unterschiedlich schwer mit dem Rücktritt tun

Unglaublich, wie unterschiedlich die Rücktrittskultur von Bundesräten ist. Und wie alle am Sessel kleben. Zwei Mitglieder der Landesregierung sind diesbezüglich derzeit besonders im Gespräch. Moritz Leuenberger und Hans-Rudolf Merz. Beiden hat "Das Magazin" ein Porträt gewidmet.

Leuenberger ist der amtsälteste der Bundesräte und bringt in seinem wichtigen Departement nicht mehr viel voran. "Bekenntnisse eines Pendlers" hiess der Artikel im Magazin.

Auch Merz ist an verschiedenen Fronten unter Druck: UBS, Bankgeheimnis, FINMA, Gadhafi, Steuerreform..... Und Merz hatte vor nicht allzu langer Zeit einen Herzstillstand. "Das zweite Leben" übertitelte das Magazin dieses Porträt und stellte im Lead fest: "Beinahe wäre Hans-Rudolf Merz gestorben. Dann kam er zurück. Was hat das Nahtod-Erlebnis mit ihm gemacht? Das darf man den Bundesrat nicht fragen". Der Artikel ist lesenswert und hat bereits am Erscheinungstag interessante Kommentare ausgelöst.
http://dasmagazin.ch/index.php/das-zweite-leben/

Wer geht zuerst? Leuenberger? Merz? Oder werden Sie ihre Rücktritte aus parteipolitischen Ueberlegungen gar absprechen? Wir werden sehen.

Freitag, April 23, 2010

My World of Photo Painting

In meinem Photo-Blog bei Wordpress versuche ich, mit der Kamera zu malen. Die Linse als Pinsel. Deshalb in Anlehnung an Paintbrush, nenne ich meinen Stil "Lensbrush"; oder "Photo Painting" und experimentiere mit Farben, Formen, Strukturen und ungewöhnlichen Ideen. Die Bilder sind nach Schlagworten geordnet. Viel Spass beim Betrachten meiner Foto-Malereien.

http://slicefoto.wordpress.com/

Montag, April 05, 2010

Schweinwelten

In Ägypten sind uns so einige Scheinwelten bewusst geworden. Schönheit, Geld, Himmel-Hölle, Identität, Technologiegläubigkeit, Fresssucht, Arbeitswut…… Die in den Scharm-Ferien gemachten Fotos regen (hoffentlich) zum Nachdenken an.


Schönheit: Die Szene am Strand ist bezeichnend. Eine blonde Russin setzt sich (vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben) vor einem Profi-Fotografen ins richtige Licht. In der Abendsonne räckelt sie sich vor der Kamera im hautengen Bikini am Strand, faltet unschuldig die Hände, zeigt sich auf dem Bauch liegend, einem Tiger ähnlich, spreizt die Beine und wippt nekisch mit dem Po. Wozu diese Fotos wohl gebraucht werden? Für eine erhoffte Karriere als Modell? Bei der Suche nach einem reichen Mann? Für das eigene Ego oder für die Familiengalerie der Eltern? Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen ist: Das Schönheitsideal, in der Werbung täglich gebraucht und missbraucht, geht von der schlanken, frischen, knackigen, braun gebräunten, vitalen, jungen Frau aus. Alt, runzelig, fett, verbraucht ist nicht sexy und hat keinen Marktwert. Was zählt, ist äussere Schönheit. Innere Werte zählen in jungen Jahren bei den meisten Menschen wenig bis nichts.


Das Goldene Kalb: Am Eingang zum Katharinen-Kloster befindet sich rechterhand eine von der Natur geformte Felsenplatte, die dem Vernehmen nach das Goldene Kalb aus dem Alten Testament symbolisiert. Gold? Geld? Reichtum? Auch im 21. Jahrhundert neigen wir dazu, dem Geld zu verfallen. Ist es nicht so? Rennen wir nicht zu oft, zu lange und zu intensiv dem Big Mammon hinterher? Bedeutet Geld auch Macht? Eröffnet Geld eine Scheinwelt, aus der man fast nicht mehr herausfindet?


Identität: Wer bin ich? Diese Frage stellen wir uns alle einmal im Leben. Kennen wir die Antwort? Wer ist diese junge Frau unter dem Kopftuch? Die Antwort scheint nahe zu liegen: Eine Beduinin. Die dunklen Mandelaugen, der von der Wüstensonne gegerbte Teint, das Kopftuch verraten die Identität. Sicher? So kann man sich täuschen. Bei der Frau handelt es sich um eine verkleidete Zürcher Touristin.


Technologiegläubigkeit: In der Wüste beobachten wir diesen Nomaden. Seelenruhig sitzt er am Rand der Strasse und spielt auf seinem Mobile-Telefon herum. Tief in der Tradition verwurzelt, trägt er ein Kopftuch. Die Jeansjacke dagegen spricht für eine gewisse modische Anpassung an die Neuzeit. Das Handy indes belegt, dass die High-Tech-Revolution auch auf der Sinai-Halbinsel Einzug gehalten hat. Nun hoffen wir, dass der Beduine noch nicht ganz so technolgiegläubig ist wie wir Europäer.


Himmel und Hölle: Glauben Sie/ glaubst Du an Gott, an Jesus, an Maria, an den heiligen Geist, an Himmel und Hölle? Jeder und jede muss diese Frage für sich selbst ganz allein beantworten. Während sich die einen in Sekten, Glaubensgemeinschaften oder seltene Kulte stürzen, gehören andere einer Landeskirche oder einer fremdländischen Religion an. Wieder andere sind aus der Kirche ausgetreten und glauben weder an Gott noch an eine andere überirdische Macht. Das Animationsteam im Regency Plaza hat gleichzeitig uns den Teufel und den Engel geschickt. Halleluja. Noch nie waren wir Himmel und Hölle so nahe wie am Pool. Der Teufel stellte sich sogar für ein Gruppenfoto zur Verfügung. Der Andrang war erstaunlich gross. Was beweist, dass die Menschen das Abenteuer eher suchen als den inneren Frieden. Der Engel (italienischer Herkunft) sorgte sich inzwischen um das leibliche Wohl der Gäste und verteilte munter Bier. Himmlische Zustände, dürften sich die verwöhnten Touristen gesagt haben. Nun. Wenn ich wählen könnte, dann hätte ich wohl den Engel und nicht den Teufel gerufen.


Kulinarische Versuchungen: Eigentlich sind wir nach Sharm gekommen, um unser Gewicht zu halten. Doch die Scheinwelt am Dessert-Buffet war zu gross. Den täglichen Versuchungen konnten wir nicht widerstehen. Wir haben kräftig zugelangt und jetzt ein schlechtes Gewissen. Weshalb müssen die Ägypter so feine Kuchen, Leckereien und Honig-Kekse backen? Weshalb sind die Dessertplatten grösser als die Salat-Buffets? Wir wissen es nicht. Was wir hingegen wissen, ist, dass wir das Idealgewicht leider nicht halten konnten.


Arbeitswut. Heutzutage ist man froh, einen sicheren Job zu haben. Wer ist schon gerne arbeitslos? Work-o-holic zu sein, ist hingegen auch nicht gut. Im Übermass zu arbeiten und die eigenen Grenzen nicht zu kennen, geht auf die Dauer an die Gesundheit, schadet dem Privatleben und macht auch keinen Spass. Sich im Büro in eine Scheinwelt zu stürzen, kann gefährlich werden, wenn man es selber nicht merkt. Wirksames Gegengift sind Ferien, möglichst weit weg vom beruflichen Alltag, möglichst ohne Mobile-Telefon und ohne Computer. Nur so kann man die Batterien laden und sich für neue Aufgaben stärken. Deshalb Hut auf den Fuss, Aussicht geniessen und zurücklehnen. Heureka. 18.3.2010.

Sonntag, April 04, 2010

Karies

Beim Besuch zweier Oasen, der Abu Gallum Oase und der Fairan-Oase, haben wir erfahren, dass die Beduinen nur ganz selten unter den uns bekannten Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Krebs oder Bluthochdruck leiden. Sie leben mit der Natur und versorgen sich medizinisch mit über Jahrhunderte bewährten Rezepturen aus der Botanik. Sie bauen Kräuter und Wurzeln aller Art an, welche ise auch verkaufen. Salben, Tinkturen und Öle ergänzen das homöpatische Angebot.
Eine Zivilisationskrankheit haben wir dennoch beobachtet: Die Zahnpflege der Beduinen lässt grausam zu wünschen übrig. Bereits bei kleinen Kindern wird die Zahnhygiene grob vernachlässigt, was dazu führt, dass aus den strahlend braunen Mündern hässlich, braun angefressene, von Karies behaftete Zahnstummel gucken. Ein Zahnbürste oder eine Zahnpasta habe diese Menschen mit Sicherheit noch nie gesehen.

In der eher ärmlichen Abu Gallum-Oase waren es vor allem die Kinder, welche uns mit Rotz, Fliegen, verfilztem Haar und verfaulten Zähnen auffielen. Sie belagterten uns, bettelten um Essen oder Geld und versuchten uns, Zeichnungen, Handarbeiten oder ähnliches zu verkaufen. In der eher wohlhabenden Feiran-Oase begrüsste uns der Hausherr persönlich, mit einer Zigarette in der Hand, das weisse Kopftuch kunstvoll über das Haupt geschwungen. Doch auch aus seinem Mund, oh Schreck, oh Graus, leuchtete kein Pepsodent-Lächeln, sondern ein hässlich brauner Gartenzaun mit verfaulten Zähnen.

Die Zähne der Kinder machten keinen besseren Eindruck. Ihre Fröhlichkeit lenkte indes von der mangelnden Hygiene ab. Mit dem älteten Sohn, Ali, war sogar ein kurzes Gespräch möglich. Auf Englisch erklärte er uns, dass er 15 sei, sechs Geschwister habe, gerne in die Schule gehe und in seiner Freizeit am liebsten Töff fahren würde…. Brummm-brummm.

Mit einem High-5 besiegelten wir unsere kurze Freundschaft und zum Abschied schenkten wir ihm und seinem Geschwistern die Frühstücks-Lunch-Boxes aus den verschiedenen Hotels. Was für ein Festessen. Den Gesichtern der umstehenden Kindern sah man an, dass sie das Geschenk mit grosser Freude verzehren würden. Zu Kariesbekämpfung taugten die Brötchen, Kuchen, Konfis und sonstigen Süssigkeiten allerdings nicht. Und Zähne wurden auf der Feiran-Oase auch nach diesem Festschmaus mit Sicherheit nicht geputzt.
P.S. Irgendwie verfolgte mich der Beduinen-Karies bis in den Schlaf. So träumte ich in der folgenden Nacht, ich sei als fliegender Zahnarzt mit einem Klinik-Mobil in die Oase gefahren und habe die gesamte Sippe gratis behandelt. Leider bliebs beim Traum. 18.3.2010

Freitag, April 02, 2010

Die Schweizer

Ein ganzes Flugzeug voll mit Landsleuten ist in Zürich-Flughafen aus gestartet. Im Hotel Regency Plaza angekommen sind wir nur zu Elft. Grund: Die helvetischen Touristen werden auf auf die wichtigsten Hotels in Scharm el Sheikh und Umgebung verteilt. Ehrlich. Unglücklich darüber, dass wir nur sehr wenige Schweizer sind in unserem Resort, nein, das sind wir nicht. Im Gegenteil. Wir plantschen mit Russen, Polen sowie Italienern und machen uns einen Spass draus, die paar Landsleute und deren Eigenarten zu beobachten. Aber Kontakt mit ihnen suchen wir nicht.

Da sind zum Beispiel die beiden Ehepaare (vermutlich Landwirte aus dem Kanton Aargau). Es könnte sich um Mann und Ehefrau mit Eltern (entweder ihre oder seine ) handeln. Wie die meisten Schweizer kleiden und verhalten sie sich eher unauffällig, nehmen den ihnen im Esssaal zugewiesenen Platz ohne zu Murren ein, prahlen nicht und sprechen gar nicht laut, sondern pflegen untereinander zu flüstern. Am Abend trinken die Männer eine Stange Bier, während die Frauen vor einem Saft sitzen. Dazu spielen sie gutschweizerisch Yazzee. Am Pool liegen sie stets am selben Platz, direkt neben der Treppe. Der Pool-Boy kennt sie schon und bringt den Helvetiern die Tücher, sobald sie am Morgen auftauchen. Ein Taschenbuch gehört selbstverständlich bei allen Vieren zur Ferienausrüstung. Über Mittag gehen sie pünktlich wie eine Schweizeruhr regelmässig ins Zimmer, weil die Sonne dann zu stark vom Himmel brennt. Und am Abend sind sie pünktlich wieder zur Stelle, um das währschafte Nachtessen zu genehmigen. Einziger Umstand, der optisch nicht zu dem helvetischen Quartett passt: Der etwa 70jährige Opa trägt knallrote Turnschuhe der Marke Addidas.

Zweites Beispiel: Oma (ca 70), Tochter (ca 45) und Grosskind (ca 11-13). Die drei Frauen fallen bereits am ersten Tag bei der Informationsveranstaltung auf. Oma beklagt sich lauthals im Lozärner Dialekt, dass sie nicht direkt vor dem Hotel am Strand schnorcheln kann. Das sei im Hotelplan-Prospekt so beschrieben gewesen, beschwert sie sich beim lokalen Hotelplan-Vertreter Yuseeff. Sie empfiehlt, dass man dies bitte im nächsten Prospekt ändern möge….. Beim Essen lässt das Trio keinen Gang aus. Die Jugendliche scheint vor allem dem Dessert-Buffet nicht abgeneigt, eine Leidenschaft, die sich bereits um die Hüfte bemerkbar macht. Oma holt sich regelmässig eine warme Suppe und langt dann am Fleischtisch kräftig zu. Den beim Vorbeigehen ausgesprochenen Gruss unter Landsleuten beantworten sie nur unvollständig. Offensichtlch suchen auch sie den Kontakt zu den Rest-Schweizern nicht.

Mitgereist sind auch eine hübsche Mutter (ca 50), schwarz gefärbt, rote Fingernägel, gepflegte Erscheinung….. und deren ca 20 bis 25jährige Tochter, beide am ehesten aus dem Kanton Zürich. Am Flughafen sind uns die beiden aufgefallen, weil sie die Gepäckstücke der Mitreisenden kommentierten. Bei einer grünen Box tippte die Tochter auf „Christbaumständer“ als Inhalt…… Am Pool sehen wir die beiden eher selten, häufiger aber beim Essen, da sie auch den Bereich der Zweiertische bevorzugen. Einmal wünscht man sich „guten Appetit“ ansonsten geht man seine Wege.

Und da wären noch wir, die beiden helvetischen Bleichgesichter, die auch nicht auffallen wollen, sich vor der starken Sonnen fürchten und einfach ihre Ruhe suchen. Auf die Frage „where are you from?“ antworten wir spitzbübisch: „Chuchi-Chäschtli“, was dann mit einem schallenden Lacher beantwortet wird. Dann sind wir die lästigen Frager in der Regel los.

Fazit: Die wenigen Schweizer benehmen sich im Regency Plaza Resort überwiegend höflich, diskret und unauffällig. Diese für Schweizer doch recht typische Eigenschaft veranlasst einen der Pool-Boys zu der folgenden Aussage: „Wenn wir in unserem Hotel nur Schweizerinnen und Schweizer als Gäste hätten, dann kämen wir mit der Hälfte des Personals aus.“ 18.3.2010

Donnerstag, April 01, 2010

Die Masseuse

Wie Engel schwirren junge Männer und Frauen am Pool und zwischen den Strandliegen herum. Die weissen T-Shirts tragen die Aufschrift „ Starting Massage“. In der Hand die blaue Reservationsmappe mit Preisliste für das gesamte Angebot, nähert sich uns eine dunkelhäutige, junge Ägypterin mit Sonnenbrille. „How are you?“ lautet die obligate Anrede. “From where are you?“.

„I am from here and my name is Dina.“ Das hätten wir auch selbst rausgefunden, den der Name steht auf dem Schild an ihrem T-Shirt.
Ob wir eine Massage buchen möchten, fragt sie und hält uns das komplette Angebot unter die Nase: „Rücken, Füsse, ganzer Körper, Sauna, Jacuzzi, Sportmassage….. was der Körper begehrt und ihm gut tut.“. Wir zögern und kalkulieren die Preise in Euro.

Warum denn nicht? Man gönnt sich ja sonst nichts. Flugs ist eine 30-Minuten-Rückenmassage gebucht. Und der Termin steht auch schon fest. Am nächsten Tag um 15 Uhr. Zimmernummer sowie Unterschrift….. und der Deal ist perfekt.

„And what about you?“ fragt mich Dina. “You should watch your body”, meint sie vorwurfsvoll mit einem Blick auf meinen Vorbau. Leicht irritiert suche ich die passende Antwort. „What do you think? How old am I?“ frage ich sie entschuldigend?“ Dina denkt kurz nach und schätzt dann: „I guess about 38 years old, may be 40?“ Wir brechen in schallendes Gelächter aus. - Ich beginne zu strahlen und nehme das Kompliment dankend entgegen…… “Thanks a lot. I am 53“ antworte ich der verblüffendenMasseuse, worauf diese ihrerseits in schallendes Gelächter ausbricht. Nun bin ich wieder irritiert: Glaubt sie mir nicht? Oder findet sie, mit 53 hätte ich eine Sportmassage erst recht nötig?
*
Bei einem weiteren Zusammentreffen lernen wir Dinas Mann kennen und lachen zusammen ein weiteres Mal. Auch er ist Masseur und im „Health Club angestellt. Bei dieser Gelegenheit verrät mit die Masseuse, dass sie erst 23 ist. „Wow, you could be my daughter,“ erwidere ich ihr Kompliment und ernte wieder Gelächter.

Die bestellte Massage führte dann leider nicht Dina durch. Sondern ein Mann. Und das bei offenem Baldachin. Die Massageliegen befinden sich direkt am Strand, neben der Snack-Bar. Massiert wird bei nicht gezogenen Vorhängen. „Madame, soft or hard?“, fragte der unbekannte Masseur? Medium lautete die Antwort. Zwischen Klopf-, Knet- und Streichelverrichtungen gabs alles zu geniessen. Erleichtert von Oel und Männerhänden. Die gesamte Massage wurde begleitet vom Gedanken: „Wie bringe ich vor soviel Strandpublikum meinen BH wieder in die richtige Position.“ Die Antwort gab zum Schluss der Masseur persönlich, indem er mir diskret in den BH half und diesen auch schloss.

Fazit: Ägyptische Massagen fühlen sich anders an als Schweizer Massagen. 16.3.2012