Freitag, April 02, 2010

Die Schweizer

Ein ganzes Flugzeug voll mit Landsleuten ist in Zürich-Flughafen aus gestartet. Im Hotel Regency Plaza angekommen sind wir nur zu Elft. Grund: Die helvetischen Touristen werden auf auf die wichtigsten Hotels in Scharm el Sheikh und Umgebung verteilt. Ehrlich. Unglücklich darüber, dass wir nur sehr wenige Schweizer sind in unserem Resort, nein, das sind wir nicht. Im Gegenteil. Wir plantschen mit Russen, Polen sowie Italienern und machen uns einen Spass draus, die paar Landsleute und deren Eigenarten zu beobachten. Aber Kontakt mit ihnen suchen wir nicht.

Da sind zum Beispiel die beiden Ehepaare (vermutlich Landwirte aus dem Kanton Aargau). Es könnte sich um Mann und Ehefrau mit Eltern (entweder ihre oder seine ) handeln. Wie die meisten Schweizer kleiden und verhalten sie sich eher unauffällig, nehmen den ihnen im Esssaal zugewiesenen Platz ohne zu Murren ein, prahlen nicht und sprechen gar nicht laut, sondern pflegen untereinander zu flüstern. Am Abend trinken die Männer eine Stange Bier, während die Frauen vor einem Saft sitzen. Dazu spielen sie gutschweizerisch Yazzee. Am Pool liegen sie stets am selben Platz, direkt neben der Treppe. Der Pool-Boy kennt sie schon und bringt den Helvetiern die Tücher, sobald sie am Morgen auftauchen. Ein Taschenbuch gehört selbstverständlich bei allen Vieren zur Ferienausrüstung. Über Mittag gehen sie pünktlich wie eine Schweizeruhr regelmässig ins Zimmer, weil die Sonne dann zu stark vom Himmel brennt. Und am Abend sind sie pünktlich wieder zur Stelle, um das währschafte Nachtessen zu genehmigen. Einziger Umstand, der optisch nicht zu dem helvetischen Quartett passt: Der etwa 70jährige Opa trägt knallrote Turnschuhe der Marke Addidas.

Zweites Beispiel: Oma (ca 70), Tochter (ca 45) und Grosskind (ca 11-13). Die drei Frauen fallen bereits am ersten Tag bei der Informationsveranstaltung auf. Oma beklagt sich lauthals im Lozärner Dialekt, dass sie nicht direkt vor dem Hotel am Strand schnorcheln kann. Das sei im Hotelplan-Prospekt so beschrieben gewesen, beschwert sie sich beim lokalen Hotelplan-Vertreter Yuseeff. Sie empfiehlt, dass man dies bitte im nächsten Prospekt ändern möge….. Beim Essen lässt das Trio keinen Gang aus. Die Jugendliche scheint vor allem dem Dessert-Buffet nicht abgeneigt, eine Leidenschaft, die sich bereits um die Hüfte bemerkbar macht. Oma holt sich regelmässig eine warme Suppe und langt dann am Fleischtisch kräftig zu. Den beim Vorbeigehen ausgesprochenen Gruss unter Landsleuten beantworten sie nur unvollständig. Offensichtlch suchen auch sie den Kontakt zu den Rest-Schweizern nicht.

Mitgereist sind auch eine hübsche Mutter (ca 50), schwarz gefärbt, rote Fingernägel, gepflegte Erscheinung….. und deren ca 20 bis 25jährige Tochter, beide am ehesten aus dem Kanton Zürich. Am Flughafen sind uns die beiden aufgefallen, weil sie die Gepäckstücke der Mitreisenden kommentierten. Bei einer grünen Box tippte die Tochter auf „Christbaumständer“ als Inhalt…… Am Pool sehen wir die beiden eher selten, häufiger aber beim Essen, da sie auch den Bereich der Zweiertische bevorzugen. Einmal wünscht man sich „guten Appetit“ ansonsten geht man seine Wege.

Und da wären noch wir, die beiden helvetischen Bleichgesichter, die auch nicht auffallen wollen, sich vor der starken Sonnen fürchten und einfach ihre Ruhe suchen. Auf die Frage „where are you from?“ antworten wir spitzbübisch: „Chuchi-Chäschtli“, was dann mit einem schallenden Lacher beantwortet wird. Dann sind wir die lästigen Frager in der Regel los.

Fazit: Die wenigen Schweizer benehmen sich im Regency Plaza Resort überwiegend höflich, diskret und unauffällig. Diese für Schweizer doch recht typische Eigenschaft veranlasst einen der Pool-Boys zu der folgenden Aussage: „Wenn wir in unserem Hotel nur Schweizerinnen und Schweizer als Gäste hätten, dann kämen wir mit der Hälfte des Personals aus.“ 18.3.2010

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