Freitag, Februar 08, 2008

Verbaler Lapsus mit Folgen

Gelesen: Bundespräsident Couchepin nennt den Nazi-Mediziner und Massenmörder Josef Mengele vor einer Nationalratskommission im Scherz oder als Folge eines Versprechers «Dr. Mörgele». Den Auslöser des verbalen Ausrutschers kennen wir nicht genau.

Einige Parlamentarier und Medien sind schockiert. Das Schweizer Fernsehen will eine Stellungnahme von Nationalrat Mörgeli und findet diesen makabrerweise ausgerechnet auf Besichtigungstour im KZ Buchenwald. Zum Schluss ist nicht nur Mörgeli aufgebracht; auch Couchepin echauffiert sich an einer eilends einberufenen Pressekonferenz über den Wirbel.

Gedacht: Leben wir in der Schweiz oder in Timbuktu? Weiss ein Bundespräsident nicht, wie heikel historische Vergleiche mit Unpersonen sind? Man könnte es glauben.

Umgekehrt klingt auch die Reaktion einiger Parlamentarier und Medien künstlich enerviert. Couchepin ist, wie sein Vorgänger Delamuraz, schön öfter in den verbalen Fettnapf getreten. Da sollte man nicht so tun, als würde man den Zynismus ders Wallisers nicht kennen.

Zu guter Letzt ist auch Couchepins angebliches Erstaunen über den Wirbel naiv. Wer so mit dem Feuer spielt, muss wissen, was er anrichtet. Da kann man nicht hinterher kommen und alles verharmlosen.

Ein bisschen mehr Respekt und Realitätssinn täte den Schweizer Politikern gut. Der Wahlkampf ist vorbei. Für den Moment wenigstens.

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