Samstag, Juni 09, 2007

Paris Hilton und die Ungerechtigkeiten des US-Justizsystems


Hotelerbin Paris Hilton muss wieder ins Gefängnis. Nur einen Tag nach ihrer vorzeitigen Entlassung schickte Richter Michael Sauer die 26-Jährige zurück in ihre Zelle.

Hilton hörte die Entscheidung in Tränen aufgelöst an und rief nach Berichten des US-Nachrichtensenders CNN schluchzend nach ihrer Mutter. Ein Sheriff hatte die Millionenerbin in der Nacht zum Donnerstag aus nicht näher genannten «medizinischen Gründen» freigelassen.

Die Tochter aus der Hoteldynastie Hilton sollte den Rest ihrer 45-tägigen Haftstrafe mit Fussfesseln in ihrer Villa in West-Hollywood verbringen dürfen.

Nervenkrieg

Verärgert über diese Regelung bestellte Richter Sauer Hilton am Freitagabend (MESZ) wieder ins Gericht. Der Beginn des ursprünglich für 18 Uhr (MESZ) geplanten Gerichtstermins geriet zu einem Nervenkrieg und Medienspektakel.

Nachdem der Nachrichtensender CNN zunächst berichtet hatte, Hilton könne mit dem Richter auch per Videokonferenz von ihrer Villa aus sprechen, ordnete der Jurist den Transport des Partygirls zum Gericht per Polizei an.

Erst 80 Minuten nach dieser Anordnung wurde die Erbin aus dem von Medien belagerten Anwesen in West-Hollywood geführt und bestieg einen Polizeiwagen - die Hände auf dem Rücken gefesselt.

Im Gerichtssaal forderte Richter Sauer die weinende Hilton auf, ihm persönlich über ihre gesundheitlichen Probleme zu berichten, die zu der Entlassung nach nur drei vollen Tagen im Frauengefängnis in Lynwood (US-Bundesstaat Kalifornien) geführt hatten.

Sauer hatte Hilton Anfang Mai wegen verschiedener Verkehrsdelikte zu einer Haftstrafe von 45 Tagen verurteilt, die bei guter Führung auf 23 Tage hätte verkürzt werden können.

Hilton hatte die Strafe Sonntagabend angetreten und war Donnerstag früh wieder entlassen worden - angeblich habe sie «nahe am Nervenzusammenbruch» gestanden, hiess es. CNN berichtete unter Bezug auf Internetdienste, dass Hilton in ihrer Zelle Dutzende Male den medizinischen Notknopf gedrückt und die Nächte durchgeweint habe.

Den Rest ihrer Haftzeit sollte sie unter Hausarrest mit elektronischen Fussfesseln verbringen. Staatsanwalt Rocky Delgadillo reagierte empört: «Wir können kein zweistufiges Gefängnissystem tolerieren, in dem die Reichen und Mächtigen bevorzugt behandelt werden», zitierte «TMZ.com» den zuständigen Staatsanwalt.

Der schwarze Bürgerrechtler Reverend Al Sharpton wies Hiltons Entlassung in einem CNN-Interview als «himmelschreiende Ungerechtigkeit» zurück. Sharpton sprach von Doppelmoral und Begünstigung je nach Hautfarbe. Andere Häftlinge müssten trotz Diabetes, Krebs und Herzkrankheiten hinter Gittern bleiben, hiess es von Fernsehkommentatoren.

Keine Vorzugsbehandlung

Andere Beobachter gaben jedoch zu Bedenken, dass das Partygirl unangemessen hoch bestraft worden sei. Auch Sheriff Lee Baca, dem das Gefängnis untersteht, wies in der «Los Angeles Times» den Eindruck zurück, Hilton habe eine Vorzugsbehandlung genossen. Sie habe dieselbe Zeit im Gefängnis verbracht wie jeder andere für ähnliche Delikte.

Hilton hatte sich nach Verlassen der Haftanstalt bei der Gefängnisleitung und der Polizei bedankt. Sie sei hinter Gittern sehr fair und professionell behandelt worden, teilte die Hotelerbin durch ihren Anwalt mit. «Ich habe sehr viel bei dieser harten Probe gelernt und hoffe, dass andere aus meinen Fehlern lernen».

(Die Meldung bedarf keines weiteren Kommentars.)

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