Montag, Februar 12, 2007

Multimedia - ein Quantensprung im Internet


Während Niggi Basler den Morgenkaffee trinkt, ruft er auf seinem Notebook die neusten E-Mails sowie Newsletters ab und liest auf der Homepage seines Leibblattes die Schlagzeilen der letzten Stunden. Nach der Morgentoilette erledigt er an seinem häuslichen «Telearbeitsplatz» wichtige Telefonate und recherchiert via Multimedia-Steckdose in der Fachpresse.

Auf dem Weg zum Konzernsitz, wo er sich mit seiner Abteilung zu einer Wochensitzung trifft, hört er im Intercity seinen Anrufbeantworter ab, reserviert via UMTS zwei Plätze in einem Restaurant und schaut sich die gespeicherten Morgenbeiträge der Lokalfernsehstation an.

Auf der Wochenkonferenz wird das digitalisierte Protokoll einer Fachveranstaltung vom Vorabend aus dem Internet heruntergeladen und in Text, Ton sowie Bild abgespielt. Während der Diskussion werden Kolleginnen und Kollegen aus Tokio, San Francisco und London zugeschaltet.

Auf der Fahrt nach Hause liest Niggi Basler, gesättigt von der mehrstündigen Arbeit an diversen Monitoren, den Feuilletonteil seines Leibblattes, eine Auslandsreportage sowie einen Leitartikel. Seiner Tochter bringt er ein aus einem Basler Magazin herausgeschnittenes Foto nach Hause.

Zugegeben, das hier geschilderte Szenario mag futuristisch klingen: Doch wer das Tempo der «digitalen Revolution» verfolgt, weiss ebenso: Wir befinden uns nicht mehr weit von Niggi Baslers Informationsverhalten entfernt.

Die modernen Kommunikationstechnologien sind vorhanden. Sie bilden die Voraussetzung, dass wir uns effizienter, selektiver und präziser informieren. Die Dimension «Multimedia im Internet» entpuppt sich als Quantensprung im News-Business.

Prozessoren, Bandbreiten und Modems werden schneller und schneller. In Datenbanken gespeicherte Bewegtbilder und Töne können mit Hilfe von speziellen Playern überall auf der Welt heruntergeladen und angeschaut werden. Illustrierte Berichte, Tabellen, Links, Grafiken, Fotos, Originaltöne und Bewegtbilder sind ebenso rasch wie günstig verfügbar. Das Nachrichtenangebot wird mehrschichtiger, dynamischer und benutzerfreundlicher.

Eine simple Nachricht, im World Wide Web mit «Mehrwert» versehen, wird vollständiger und interessanter: Einbinden lassen sich nämlich auch Originalquellen, Originaltöne und Originalbilder. Wer mehr wissen will, ruft Hintergrundberichte und Reportagen ab oder schaltet sich über eine Webcam live in eine Veranstaltung ein.

Für die Verknüpfung von Text, Ton und Bild sind Nachrichtenportale im Internet geradezu prädestiniert. Hier suchen Interessierte nach «Fast News» und «Deep News», nach Zusatzinformationen und Fremdlinks. Hier werden kurze Texte, Statistiken, Originaltexte, Töne sowie Videos abrufbar gespeichert. Hier besteht die Möglichkeit zur raschen Aktualisierung laufender Ereignisse.

In den USA nutzen CNN.com, die Zeitungen «USA Today», «Orlando Sentinel» sowie die «Chicago Tribune» diese crossmedialen Möglichkeiten seit mehreren Jahren. Speziell geschulte Online-Teams bereiten die unterschiedlichen Inhalte mediengerecht auf.

Die Entwicklung hat - mit Verzögerung - auch in der Schweiz eingesetzt: Hierzulande versuchen sich Radio und Fernsehen DRS sowie die «Aargauer Zeitung» als Multimedia-Pioniere. Auch BaZ online hat mit dem Zolli-Video einen ersten Schritt in die Zukunft gewagt. Weitere Projekte werden folgen.

Unter dem Einfluss der digitalen Angebote verändern sich die Nutzungsgewohnheiten der Leserinnen und Leser: Das Internet ist in den USA auf dem besten Weg, ein typisches «Morgenmedium» zu werden, während Zeitungen und Magazine vorwiegend abends gelesen werden. Ob das auch in Europa der Fall sein wird, muss sich noch weisen. Sicher ist aber, dass der «interaktive Journalismus» die Transparenz fördert und zur demokratischen Meinungsbildung beträgt. Für die grossen Medienhäuser dürfte Multimedialität damit neben Qualität, Aktualität, Objektivität und Originalität zu einem festen Faktor im Nachrichtengeschäft werden. Peter Schibli

Reden, Debatten und Veranstaltungen können heute digital protokolliert und in Text, Ton sowie Bild ins Internet gestellt werden.

«Für die grossen Medienhäuser wird Multimedialität zu einem unverzichtbaren Faktor im Nachrichtengeschäft.»

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