Samstag, Februar 10, 2007

Die Kaufzeitung hat Zukunft


Das gedruckte Wort in Form der «Qualitätszeitung» hat eine lange, bewährte Tradition. Frühere Generationen haben ihr Leibblatt als primäre Nachrichtenlieferantin, Meinungsführerin und Werbeträgerin genutzt. Heute indes werden diese Aufgaben auch von anderen Medien wahrgenommen.

Zusätzlich zum etablierten Radio und TV liefern digitales Radio, Internet-Fernsehen, das Internet generell sowie Pendlerzeitungen Informationen aktuell und meistens gratis auf den Computermonitor. Die Folgen dieser Entwicklung machen rund um den Globus fast allen Kaufzeitungen zu schaffen. Leser- wie Inseratemärkte leiden unter der Abwanderung, die mit grossen finanziellen Einbussen verbunden ist. Sparprogramme und Kooperationen sind deshalb bei den Verlagen an der Tagesordnung. Die publizistischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Presse haben sich grundlegend verändert.

Dennoch besteht Hoffnung. Trotz der Strukturkrise ist die moderne Tageszeitung nicht tot. Sie hat Zukunft, wenn sie sich anpasst und auf die neuen Herausforderungen reagiert.
Punkt 1. Es ist heute eine Tatsache, dass Nachrichtenjournalismus zu einem klassischen Online-Geschäft geworden ist. «Breaking News» lese ich auf einer Website im Internet, beispielsweise auf www.baz.ch, oder ich erhalte am Abend in der Tagesschau eine Zusammenfassung. In der gedruckten baz sind simple Nachrichten ohne Mehrwert für eine Mehrheit der Leserinnen und Leser «Schnee von gestern». «Online first» muss deshalb die Verlagsdevise lauten.

Punkt 2. Statt Fakten zu transportieren, muss die gedruckte Zeitung stärker als bisher analysieren, kommentieren, reflektieren und einordnen. Gefragt sind Qualität, Intelligenz und Glaubwürdigkeit. Kritische Interviews, lebendige Reportagen und kluge Leitartikel rechtfertigen ein kostenpflichtiges Abonnement. Für Kurznachrichten oder einfache Berichte zahle ich keinen Rappen mehr, weil ich sie anderswo gratis kriege.

Punkt 3. Lokaljournalismus bietet die Chance, die Alltagssorgen der Leserschaft zu erkennen, zu beschreiben und bei der Lösungssuche zu helfen. Die moderne Tageszeitung muss deshalb näher ans Publikum ran, ihm auf den Puls fühlen und der Bevölkerung eine Stimme geben. Leserinnen und Leser wollen ernst genommen werden, mitreden und ihr Leibblatt mitgestalten. Last but not least muss sich eine Kaufzeitung täglich über Mehrwert und Service unersetzlich machen.
Die gedruckte Zeitung hat eine Zukunft, wenn sie die Synergien der multimedialen Welt nutzt und sich weiterentwickelt.

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