Samstag, Mai 19, 2007

Auslandschweizer und die Schweiz


Die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer wächst konstant und übersteigt die Marke von 640'000. Ende Dezember 2006 lebten 645'010 Schweizer Staatsangehörige im Ausland. Gegenüber Dezember 2005 bedeutet dies eine Zunahme von 10'794 Personen oder 1.7%. Seit 2000 hat die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer um rund 11.1% zugenommen. 460'065 Personen bzw. 71.3% sind Doppelbürger.

ASO

Die Auslandschweizer-Organisation (ASO) vertritt die Interessen der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer in der Schweiz. Sie informiert die Landsleute im Ausland über das Geschehen in der Schweiz und bietet ihnen eine breite Palette von Dienstleistungen an. Die ASO wird von rund 750 Schweizervereinen und schweizerischen Institutionen in aller Welt getragen. Die seit 1916 bestehende Organisation wird von den Behörden als Sprachrohr der Fünften Schweiz anerkannt. Information und Beratung in Rechts-, Sozialversicherungs- und Ausbildungsfragen gehören ebenso zu den Angeboten der ASO wie die Herausgabe der Zeitschrift "Schweiz.

Versammlung

Im Saal des IntercityHotels in Nürnberg sitzen rund 100 Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer zusammen (Foto). Es sind die Präsidenten und Vorstandmitglieder der Schweizer Vereine in Deutschland. Beruf, Geburt oder die Heirat mit einem deutschen Ehepartner haben sie ins nördliche Nachbarland gebracht. Was verbindet diese Menschen, die noch alle einen Schweizer Pass besitzen, aber teilweise nicht mehr Schweizerdeutsch sprechen? Was denken Sie über die Schweiz und ihre Landsleute?

Elisabeth Michel

Erinnerungen an ihre Kindheit verbinden Elisabeth Michel mit der Heimat. In der Schweiz ist sie geboren. Aus Interesse und Verbundenheit engagiert sie sich für ihre Landsleute in Deutschland. Sie kämpft als Präsidentin der deutschen Dachorganisation für die Beibehaltung der doppelten Staatsbürgerschaft, für die Wiedereinführung der freiwilligen AHV für Auslandschweizer und findet das eVoting eine absolute Notwendigkeit, damit sich die Schweizerinnen und Schweizer in aller Welt am demokratischen Prozess in der Heimat beteiligen können.

Reinhard Süess

Nach Deutschland ausgewandert sind seine Vorfahren. Stolz erzählt Reinhard Süess, dass bereits sein Grossvater Präsident des Schweizer Vereins in Kassel war. In derselben Funktion engagiert er sich nun für seine Landsleute. Er und seine Frau seien wegen den Werten, der Schönheit und den Wurzeln mit dem Land verbunden. Regelmässig verbrächten sie ihre Ferien in der Schweiz. Im Club werde Gemütlichkeit gepflegt, bei Familienausflügen oder Fondue-Essen.

Vreni Fenske-Gmür

Die Präsidentin des Nürnberger Vereins lernte ihren Mann an der HSG in St.Gallen kennen. Sie zog mit ihm nach Deutschland, wo sie sich nun wohl fühlt und mit ihrer offenen und herzlichen Art als wunderbare Botschafterin für die Schweiz wirkt. Die Blick-Kampagne "Wieviele Deutsche verträgt die Schweiz?" hat sie genervt. Vermutlich hätten nach wie vor viele Schweizerinnen und Schweizer ein Problem mit den Deutschen, vermutet sie. Es wäre an der Zeit, wenn sich das bilaterale Verhältnis endlich entkrampfen würde.

Gretli Thym

Gretli Thym arbeitet ebenfalls im Schweizer Club in Nürnberg mit. Die Theaterarbeiterin kam ebenfalls wegen ihrem Mann nach Deutschland. Die drei Kinder sind Doppelbürger. Der Sohn wird möglichweise in die Schweiz zurückkehren und dort leben. Frau Thym fühlt sich in Deutschland nicht als Ausländern, bleibt aber ihrem Heimatland eng verbunden.

Peter Kaul

Peter S. Kaul lebt in Dresen, wo er als Unternehmensberater kleine und mittlere Unternehmen zu seinen Kunden zählt. Er gehört der SVP an und kandidiert 2007 für den Nationalrat. Kaul hat entdeckt, dass man mit einem Nicht-EU-Land wie der Schweiz bestens geschäften kann. Viele seiner Kunden interessieren sich brennend für die Steueroase. Nicht zuletzt aus diesem beruflichen Grund lehnt er einen EU-Beitritt der Schweiz ab.

Brigitte Gut

Trotzdem meint Brigitte Gut aus Nürnberg, die Schweiz könnte in vielen Fragen ein Modell für Europa sein. Sie denkt da in erster Linie an die liberale Drogenpolitik, an Schul- und Erziehungsfragen, an die Berufsbildung. Frau Gut ist denn auch stolz, weiterhin Schweizerin zu sein, obwohl sie einen Deutschen geheiratet hat.

Die Abwesenden

Fast alle im Saal interessieren sich für die Schweiz. Reinhard Süess macht aber darauf aufmerksam, dass es auch Auslandschweizer gibt, die nichts mehr mit der Schweiz zu tun haben wollen. Sie sind nicht registriert, nicht eingeschrieben und interessieren sich nicht für die Schweizer Geschehnisse.

So soll es denn auch sein. Es braucht sich nicht jeder einzumischen. Gefordert sind nur jene, die noch eine Verbindung zum Heimatland haben. 19.5.07

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